Chronik 1956

222. Fußprozession Bocholt-Kevelaer

Leitgedanke: „Die Ernte ist groß, aber der Arbeiter sind wenige. Bittet den Herrn, dass er Arbeiter in seine Ernte sende.” (Math. 3,3)


Der geistliche Leiter der Prozession war Kaplan Brockmann von St. Georg. Da ein anderer hochw. Herr erkrankt war, konnte er am Samstagmorgen nicht mit der Prozession gehen, sondern erst am Sonntag nachkommen. Ein Vertreter war nicht zu beschaffen; so gingen die Pilger zum ersten Mal ohne geistlichen Leiter nach Kevelaer.

Am Samstagmorgen 5.45 Uhr zogen 826 Fußpilger gen Kevelaer bei strömendem Regen. Etwa halbwegs zwischen dem Heidekrug und Haldern kam es zu einem gewaltigen Sturm, der das Gehen manchmal fast unmöglich machte. Die linke Seite der Straße war mit dürrem Holz besät, das der Sturm von den Eichbäumen losgerissen hatte. Ein Baum wurde in Haldern mitten durchgerissen und stürzte zwischen die Pilger, jedoch ohne Schaden anzurichten. Vor Haldern erfuhren wir die Nachricht, dass die Rheinfähre bei Rees den Betrieb habe einstellen müssen.

Als die Pilger Rees erreichten, wurde der Betrieb wieder aufgenommen, da der Sturm sich gelegt hatte. Etwa einen Kilometer jenseits des Rheins ging wieder ein gewaltiger Platzregen nieder, von dem die erste Prozession besonders
betroffen wurde. Die zweite Prozession wurde vom Regen nicht mehr so stark betroffen. Von Marienbaum bis Kevelaer war schönes Wetter. Gegen 19.00 Uhr fand der feierliche Einzug in Kevelaer statt.

Am Sonntagmorgen war um 8.00 Uhr feierliches Hochamt in der Basilika, das der Herr Dechant Janssen von Kevelaer zelebrierte. Am Abend nach dem Einzug hatte er schon den Sorgen der Bocholter wegen des Hochamtes ein schnelles Ende gemacht, indem er erklärte: da Bocholt keinen Herrn hat mitbringen können, so werde ich selbst das Hochamt halten.
10.15 Uhr wurde der Kreuzweg gehalten. Die Zahl der Bocholter Pilger betrug jetzt 1.250.
Mehr als 400 waren am Morgen mit Autobussen gekommen.

Nachmittags 5.00 Uhr war für die Bocholter Pilger in der Basilika Predigt und Andacht. 4 Pilger erhielten das silberne Abzeichen für 25-malige Teilnahme. Abends 8.00 Uhr Lichterprozession. Danach fuhren die am Morgen mit dem Auto oder Bus Angekommenen wieder nach Bocholt.

Montagmorgen 4.00 Uhr hl. Messe mit Kommunion und Gedenken an die verstorbenen Pilger. 5.30 Uhr Auszug aus Kevelaer. Von Rees aus ging wieder ein Dauerregen nieder, so dass in Bocholt der feierliche Einzug nicht gehalten wurde und in St. Georg nur der sakramentale Segen erteilt wurde.