Begeisterter Einzug in die Basilika

Erschöpft aber glücklich haben am Samstagabend 500 Fußpilger aus Bocholt Kevelaer erreicht. Hinter ihnen lag ein 52 Kilometer und 14 Stunden langer Fußweg.

Es war ein langer Weg mit einem glücklichen Ende: Gegen 20 Uhr hatten die Bocholter Fußpilger Kevelaer erreicht. Der Bocholter Dechant Rafael van Straelen begrüßte die Bocholter Fußpilger in einer kurzen Messe in der Basilika St. Marien und beglückwünschte die Pilger zur Bewältigung der langen Strecke.

Erstaunerlicherweise kam es trotz der zeitweise bis zu 30 Grad warmen Temperaturen zu nahezu keinen Ausfällen unter den Pilgern auf der Strecke. Der gesamte Ablauf war vom Vorstand der Fußprozession bestens organisiert.

Die Gruppe der Bocholter Fußpilger waren um 6.15 Uhr an der Bocholter Georgskirche gestartet und hatten um 9.40 Uhr die erste Zwischenstation in Empel erreicht. Die beiden Gaststätten Meyboom und Schepers versorgten die Pilger mit einem Frühstück. An der Zählstation sind rund 450 Pilger gezählt worden. Im Laufe des Tages kommen noch einige dazu, sagt Ludger Mertens vom Vorstand der Fußprozession Bocholt-Kevelaer. „Am Ende rechnen wir wieder mit rund 500 Teilnehmern.“

Eine von ihnen ist Maria Rademacher aus Bocholt. Die Krankenschwester läuft seit vielen Jahren den 50 Kilometer-Weg mit. Für sie ist es dieses Mal etwas ganz Besonderes. Gestern ist ihr Bruder beerdigt worden, der in diesem Jahr eigentlich zum 64. Mal die Wallfahrt mitlaufen wollte. „Ich laufe heute für meinen toten Bruder“, sagt die 64-jährige Maria Rademacher. Auch der Sohn ihres verstorbenen Bruders läuft die Strecke mit „und denkt dabei ganz viel an seinen Vater.“

Keine Zwischenfälle

Erstmals führte in diesem Jahr der Weg über Rees. Damit verlängerte sich die Strecke geringfügig, erklärt Franz Schmeink vom Vorstand der Fußpilger. So werde der Weg über die Bundesstraße vermieden. Um trotzdem im Zeitplan zu bleiben waren die Wallfahrer am Morgen 15 Minuten früher als in den Jahren zuvor gestartet.

Pfarrer Andreas Hagemann von der Pfarrgemeinde St. Josef in Bocholt lebt seit 13 Jahren in Bocholt – „seitdem bin ich eigentlich immer dabei“, sagt der Geistliche im Gespräch mit dem BBV. Der Fußmarsch sei für ihn kein Problem. „Aber der Sonntagsspaziergang wäre jetzt vorbei“, sagt der Geistliche lachend bei einer Pause.

Ansgar Papenheim lockt auch der sportliche Ehrgeiz. Der Bocholter hat schon an so vielen Fußprozessionen teilgenommen, dass er nicht mehr gezählt hat. Der lange Weg biete ihm auch Gelegenheit, über Dinge nachzudenken, „wozu ich während des Jahres nicht komme. Das gefällt mir.“ Wichtig sei ihm aber auch die Gemeinschaft. „Das ist ganz toll.“ Bei den Papenheims ist die Teilnahme Familientradition. Auch sein 10-jähriger Neffe Anton nimmt mit Begeisterung teil und läuft einen Teil der Wegstrecke neben seinem Onkel mit.

Norbert Schmeing läuft mit seinen 58 Jahren bereits zum 37. Mal die Fußprozession nach Kevelaer. Seine erste Prozession habe er auf Empfehlung seines Bruders gemacht. „Seitdem habe ich auch einen anderen Zugang zu den Gebeten“, sagt der Mussumer. „Ich nutze die Wallfahrt aber auch, um Kraft zu tanken. Es ist anstrengend, aber schön.“

Leo Engenhorst gehört zu den treuen Kevelaer-Pilgern. Lediglich vor 12 Jahren musste er wegen einer Lungenembolie aussetzen: „Was habe ich geheult, dass ich nicht mit nach Kevelaer konnte“, erinnert sich der Bocholter. Seither läuft er jedes Jahr wieder mit.

Die Schwestern Mechthild Schnucklake und Maria Lamers waren auch dabei. Die Geschwister stammen gebürtig aus Liedern. Und auch wenn Maria Lamers mittlerweile in Dingden wohnt, ist sie der Bocholter Wallfahrt unverändert eng verbunden: „Das ist für uns wie wie Sucht“, sagen die beiden Schwestern lachend, die seit ihrer Kindheit an der Fußprozession teilnehmen. Ihr Bruder begleite seit vielen Jahren die Radpilger.

Quelle: BBV-Artikel vom 26.8.2024
Autorin: Stefan Prinz
Bilder: © Stefan Prinz