285. Fußprozession Bocholt-Kevelaer vom 25. bis zum 27. August 2018

Nach einem der heißesten und vor allem trockensten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen, gab es pünktlich einen Tag vor unserer Wallfahrt einen Wetterumschwung. Uns hätten niedrigere Temperaturen völlig gereicht, aber auch die Trockenheit endete – vorübergehend – pünktlich zu unserer Wallfahrt. Sowohl am Samstag als auch am Montag machten sich die Pilger morgens bei Temperaturen von etwa 11° C und leichtem Regen auf den Weg. Am Samstag regnete es zunächst etwa anderthalb Stunden. Danach gab es gelegentlich einige Tropfen bis es um die Mittagszeit auf der anderen Rheinseite wieder regnete. Ab dem späten Nachmittag blieb es dann trocken, wobei sich das Thermometer bei ungefähr 20° C einpendelte. Insgesamt gab es also letztlich zum Pilgern wesentlich besseres Wetter als in den Wochen vor der Wallfahrt.
Am Sonntag in Kevelaer blieb es trocken und erst nach Abschluss unseres Tagesprogramms öffnete der Himmel zunächst zaghaft und dann während der Nacht immer heftiger seine Schleusen.
So fand auch der Abschied vom Gnadenbild am frühen Montagmorgen bei – nun aber wieder leichterem – Regen statt. Nach knapp zwei Stunden verabschiedete sich die Feuchtigkeit dann aber und es wurde noch ein richtig schöner Wallfahrtstag bei angenehmen Temperaturen.

Die Wallfahrt fand unter der geistlichen Leitung von Pfarrer Matthias Hembrock aus der Pfarrei St. Georg statt. Als Leitthema für seine erste Kevelaer-Fußwallfahrt als geistlicher Leiter wählte er: „Tief verwurzelt – weit verzweigt.“ Er griff damit auch das Thema der Mitte September anstehenden Fusion der Pfarreien St. Georg und St. Bernhard zur neuen Großpfarrei St. Georg auf. Dieses Thema zog sich durch die Gottesdienste vom Bußgottesdienst am Mittwoch bis zur Pilgerandacht am Sonntag in Kevelaer. Dabei entwickelte er dieses Thema immer weiter bis er am Schluss auch die bevorstehende Fusion mit einbezog.

Die Teilnehmerzahlen glichen ziemlich genau denen des Vorjahres. Am Samstag machten sich knapp 800 Pilger von Bocholt aus auf den Weg. Unterwegs wuchs die Zahl dann vor allem in Liedern, Empel und Marienbaum weiter an, so dass am Samstagabend doch gut 900 Pilger in Kevelaer einzogen. Am Montag waren es dann noch gut 400 Pilger, die auch den Rückweg zu Fuß mitmachten. Wie schon seit einigen Jahren waren an beiden Tagen etwa 60 Prozent der Teilnehmer Frauen.

Der Samstag begann mit einem gehörigen Schrecken als schon vor dem Auszug ein Pilger in Ohnmacht fiel und sich in ärztliche Behandlung begeben musste. Er wurde aber abends schon wieder wohlauf in Kevelaer gesehen.

Die Kirche in Marienbaum war zwar nach dem Brand zwei Jahre zuvor renoviert worden, stand uns aber am Samstag wegen mehrerer Hochzeitsfeiern nicht zur Verfügung. Der Einzug in Kevelaer wurde dann etwas nach hinten verschoben, da die Vredener Kevelaerwallfahrt, die gleichzeitig mit uns in Kevelaer weilte, anlässlich ihres 200-jährigen Jubiläums um 18.30 Uhr eine Festgottesdienst mit unserem Diözesanbischof Felix Genn feierte und wir deshalb gebeten wurden, etwas später in Kevelaer einzutreffen.

Dafür wurden die Pilger dann beim Einzug auch von Bischof Genn empfangen, der es sich nicht nehmen ließ, noch einige kurze Begrüßungsworte an die Pilger zu richten.

Am Sonntag gab es keine großen Besonderheiten, wenn man davon absieht, dass unsere Pilgermesse musikalisch von der Chorgemeinschaft St. Georg (gebildet aus Kirchenchor und Chor Allegro) mitgestaltet wurde.

Die Kollekte am Kreuzweg ergab 981,37 €, die vom Erziehungshilfe-Verbund Gerburgis des Caritasverbandes für heiltherapeutisches Voltigieren für sechs Kinder und Jugendliche verwendet werden sollen.

In der Pilgerandacht am Nachmittag wurden Hans Weyers und unser Erster Vorsitzender Bernd te Uhle für 60-malige Teilnahme an der Wallfahrt geehrt.
50 mal war auch schon unser ehemaliger Zweiter Vorsitzender Norbert Bauhaus dabei. Außerdem gab es fünf Silberjubilare, die also 25 mal mit in Kevelaer waren.

Für 60 Jahre Mitarbeit im Vorstand wurde Heinz Meteling geehrt. Dagegen verblassten dann die 25 Jahre Vorstandsarbeit von Laurenz Hund-Lensing etwas. So gesehen hat Klemens Buß, der im Rahmen der Andacht in den Vorstand aufgenommen wurde, noch viel Arbeit vor sich.

Der Montag war wie schon seit Jahren sehr entspannt. Neben dem gegenüber Samstag etwas besseren Wetter trug hierzu vor allem die mehr als halbierte Teilnehmerzahl bei, zumal die Pilger, die auch am Montag mitlaufen, überwiegend alte Hasen und daher auch textsicher sind.

Die Gaststätte in Niedermörmter hat endgültig ihre Pforten geschlossen, so dass sie als Pausengaststätte uns nicht mehr zur Verfügung steht. Wir haben aber die Jugendfeuerwehr Niedermörmter dafür gewinnen können, uns an der ehemaligen Schule, deren Toiletten uns auch vorher schon zur Verfügung gestellt worden waren, zu bewirten. Offensichtlich waren sie trotz niedriger Preise mit dem Erlös sehr zufrieden. Jedenfalls haben sie uns ihre Mitarbeit auch für die nächsten Jahre zugesagt.

Zugesagt hatte uns auch der dort zuständige Schäfer, dass wir sowohl am Samstag als auch am Montag in Niedermörmter den Rheindamm benutzen könnten. Für den Montag zog er diese Zusage aber kurzfristig zurück, weshalb die Prozession wieder einmal über das Gelände der Gärtnerei einen kleinen Umweg machen musste.

Ansonsten verlief der Montag – abgesehen von dem immer störender werdenden Straßenlärm – problemlos.

Beim Schlusssegen in St. Georg bedankten sich Bernd te Uhle und Pfarrer Hembrock wie in jedem Jahr bei den üblichen Verdächtigen und ganz besonders bei den Pilgern selber, ohne deren Teilnahme eine solche Wallfahrt in kürzester Zeit vor dem Aus stehen würde. Pfarrer Hembrock selbst, der wegen chronischer Knieprobleme vorher angekündigt hatte, er werde nur einige kurze Strecken laufen können, war dann wider Erwarten sowohl am Samstag als auch am Montag etwa die Hälfte der Strecke gelaufen und zeigte sich von der Wallfahrt und ihrer Atmosphäre begeistert. Es sieht so aus, dass wir damit die Pfarrer aller drei Bocholter Großpfarrgemeinden zu begeisterten Teilnehmern unserer Wallfahrt machen konnten, denn sowohl Pfarrer Hagemann von St. Josef als auch Pfarrer van Straelen aus der Pfarrgemeinde Liebfrauen, die beide in den letzten Jahren bereits als geistliche Leiter unsere Wallfahrt fungierten, waren in diesem Jahr als Pilger dabei.

Bischof Felix Genn nutzte die Begrüßung der Pilger am Samstag in Kevelaer auch dazu, sich noch einmal persönlich beim Vorstand für den Einsatz beim Katholikentag zu bedanken.

Bereits im Juli 2017 war der Vorstand seitens des Diözesanbeauftragten für den Katholikentag in Münster, Dr. Klaus Winterkamp, angesprochen worden, ob er bereit sei eine im Rahmen des Katholikentages geplante Fußwallfahrt von Münster nach Telgte organisatorisch zu betreuen.

Dr. Winterkamp kannte unsere Wallfahrt als früherer Pfarrer von Liebfrauen und geistlicher Leiter im Jahr 2010 natürlich bestens.

In die detaillierte Vorbereitung waren unser Erster Vorsitzender Bernd te Uhle sowie sein Stellvertreter Alfons Schmeink eng eingebunden. In vielen einzelnen Treffen versuchten sie so viel wie möglich von unserer Ordnung und dem Ablauf unterwegs zu übernehmen. Dies gelang auch weitestgehend. Lediglich der Wechselgesang sollte zwischen der linken und der rechten Seite erfolgen, da Männer und Frauen gemischt laufen sollten.

Am 12.5.2018 war es dann soweit. Die Schwierigkeit für uns lag in erster Linie darin, Pilger, die den Ablauf unserer Wallfahrt nicht kennen, in kürzester Zeit dazu zu bringen, auf unsere Signale mit dem Pilgerstab zu reagieren. Nachdem die ersten paar hundert Meter noch etwas unkoordiniert verliefen, klappte unsere gewohnte Prozessionsordnung dann aber bald ganz hervorragend. Viele der über tausend Pilger, die aus ganz Deutschland zusammen gekommen waren, interessierten sich auch für unsere eigene Wallfahrt und fragten die Ordner in den Gebetspausen nach Details aus.

In Telgte selbst war für die Pilger alles hervorragend vorbereitet. Mit dem festlichen Pilgergottesdienst am Nachmittag endete dann die kurze Wallfahrt, bevor es mit dem Bus zurück nach Münster ging.

Für den Vorstand der Fußprozession Bocholt-Kevelaer war es übrigens nicht die erste Wallfahrt, die er von Münster nach Telgte durchführte. Im Jahr 1923 erlaubten die damaligen belgischen und französischen Behörden keine Wallfahrten in das von ihnen besetzte linksrheinische Gebiet. Um überhaupt eine Marienwallfahrt durchführen zu können, organisierte der Vorstand damals eine Zugfahrt von Bocholt nach Münster mit anschließender Fußprozession nach Telgte.

Es ist offensichtlich doch alles schon einmal dagewesen.