278. Fußprozession Bocholt-Kevelaer vom 27. bis zum 29. August 2011
Der Vorstand hat es tatsächlich getan, was vorher nicht einmal sie selbst glauben wollte. Er
hat mit Anja Daut, der Pastoralreferentin der Pfarrgemeinde St. Georg, erstmals einer Frau
die geistliche Leitung der Wallfahrt anvertraut. Sie stellte die Wallfahrt unter den Leitgedan-
ken: „Mit Gottes Wort unterwegs ….. ist doch logo(s)!?“
Bereits beim Bußgottesdienst am Mittwoch und der Pilgermesse am Vorabend der Wall-
fahrt übernahm sie die geistliche Gestaltung. Dabei beeindruckte sie die Pilger besonders
durch Ihre „Rucksackgedanken“ und die von ihr in mühevoller Kleinarbeit herausgesuchten
Bibelsprüche für unterwegs, welche sie in Kofferanhänger eingearbeitet hatte. Für
die „Rucksackgedanken“ teilte sie Kärtchen aus, auf denen ein Rucksack abgebildet war
und Anregungen für die Pilger standen, auf diesen Kärtchen zu vermerken, was sie an
Bitten und Dank in ihren Rucksack packen wollten und welche Menschen sie „mittraqen“
wollten. Wer mochte, konnte dann seine „Rucksackgedanken“ in Anjas Rucksack stecken,
der zu-nächst in St. Georg und später in der Basilika in Kevelaer am Altar stand. Einige
dieser „Rucksackgedanken“ flossen dann in die Gestaltung der Sonntagsgottesdienste ein.
Am Freitag in der Pilgermesse und am Sonntagmorgen in der Basilika in Kevelaer erfolgte
die musikalische Begleitung durch einen extra für die Wallfahrt eingerichteten gemischten
Chor von St. Georg.
Im Rahmen der Pilgermesse am Freitag sorgte die Ankündigung des ersten Vorsitzenden
Bernd te Uhle, der Teilnehmerbeitrag müsse wegen der gestiegenen Kosten von zwei auf
drei Euro erhöht werden unerwartet für Begeisterungsstürme insbesondere bei den weib-
lichen Pilgern. Dies lag allerdings wohl weniger an der Erhöhung an sich. Vielmehr dürften
sie auf die damit verbundene Ankündigung, in diesem Jahr werde am Samstag erstmals
ein mobiler Toilettenwagen eingesetzt, der helfen solle die Engpässe an den Pausenorten
Uedemerbruch und Winnekendonk zu lindern, zurückzuführen sein.
Die eher mäßige Teilnahme an der Bußandacht ließ noch einen deutlichen Rückgang der
Teilnehmerzahl befürchten, aber bereits die Pilgermesse am Freitag war dann gewohnt gut
besucht und am Samstag waren es dann doch letzlich wieder etwa 1.100 Pilger, die in Ke-
velaer einzogen. Sicherlich hatten sich einige Pilger vom Wetter in der Woche vor der Wall-
fahrt von einer Teilnahme abhalten lassen. Zunächst hatten wir nämlich einige Tage mit ex-
tremer Schwüle bei großer Hitze gehabt. Am Tag vor der Wallfahrt schlug das Wetter dann
um und es gab sehr starke Gewitter bei denen beispielsweise eine Windhose in Xanten
komplette Dächer abgedeckt hatte. Auch während der Wallfahrt zeugten unterwegs zahl-
reiche entwurzelte Bäume und abgerissene Äste entlang des Weges von den Naturgewal-
ten der Vortage. Da mussten die Pilger schon froh sein mit einem heftigen etwa halbstündi-
gen Regenschauer am frühen Nachmittag über den Samstag zu kommen.
Infolge der durchnässten Fußbekleidungen hatten die Sanitäter des DRK am Nachmittag
und Abend Schwerstarbeit an der Blasenfront zu leisten, nachdem sie zuvor weitestgehend
arbeitslos geblieben waren. Dafür gab es aber keine Pilger mit Kreislaufschwierigkeiten,
was bei großer Schwüle wie an den Vortagen wohl anders ausgesehen hätte.
Aber auch an diesem Wallfahrtssamstag tauchte irgendwann am späten Nachmittag erst-
mals der Turm der Basilika im Blickfeld auf und etwa um 20.00 Uhr ertönte wieder inbrün-
stig das „Viel. Deiner Schäflein“ beim Einzug in die Basilika.
Dort wurden die Pilger erstmals vom neuen Rektor der Wallfahrt, Domkapitular Rolf Loh-
mann, begrüßt, der sich von unserer Wallfahrt, insbesondere auch von den vielen jungen
Pilgern begeistert zeigte. Allerdings muss er wohl noch richtig eingearbeitet werden. Er
wün-schte den Pilgern nämlich einen guten Rückweg am Sonntag.
Diesen Sonntag verbrachten wir dann aber doch lieber vollständig in Kevelaer. Beim den
Gottesdiensten am Sonntag übernahm wie schon an den Vortagen Pfarrer Gregor Rolfes
aus der Pfarrgemeinde St. Georg die Aufgaben, zu denen Anja Daut nicht befugt ist. Teil-
weise erfolgte die Gestaltung auch im perfekten Zwiegespräch. Eine Neuerung gab es da-
bei am Nachmittag. Die Andacht in Kevelaer krempelte Anja Daut nämlich dahingehend
um, dass sie die Jubilarehrung an den Schluss legte, was allgemein sehr positiv aufgenom-
men wurde. Beim ersten Teil der Andacht wurden die Pilger mit einbezogen und einige von
ihnen äußerten sich spontan dazu, welche Gedanken sie beim Leser der Bibelsprüche auf
ihren Kofferanhängern bewegt hatten.
Im Rahmen der Ehrung wurden drei Pilger für fünfzigmalige und sechs Pilger für fünfund-
zwanzigmalige Teilnahme an der Wallfahrt ausgezeichnet. Mit Bernhard Meiring und Theo
Schmeinck arbeiten zwei „Ordner“ bereits seit fünfzig Jahren im Vorstand mit. Auch sie
wurden hierfür im Rahmen der Andacht geehrt. Außerdem wurden Klaus Borgers und
Markus Wissmann offiziell in den Vorstand aufgenommen. Am Programm des Sonntags
nahm wieder die Senioren- und Behindertenwallfahrt des MHD Bocholt teil. Da dies zum
fünfundzwanzigsten Mal der Fall war, erfolgte auch hier eine Ehrung in der Andacht.
Den ganzen Sonntag über war es zwar bewölkt, aber trocken, so dass sowohl der Kreuz-
weg als auch die Lichterprozession ohne Behinderungen durchgeführt werden konnten. Bei
der Kollekte am Kreuzweg kamen über 1.000 € für FIZ, das Familien-Informationszentrum
der Caritas Bocholt zusammen.
Der Montag begann wie in jedem Jahr mit der Pilgermesse in der Basilika. Aber eins war
anders als sonst am Montag. Die Messe wurde nämlich von Pfarrer Gerd Fliss zelebriert,
der seit seiner Zeit als Kaplan in St. Georg regelmäßig mit uns pilgert. Da man eine Messe
natürlich nur zelebrieren kann, wenn man auch anwesend ist, war er, solange er mitgeht,
zum ersten Mal für die Pilgermesse am Montag aufgestanden.
Auf dem Weg gab es einige heftige Schauer in den Bereichen Winnekendonk und Heel-
den, ansonsten war es überwiegend bewölkt, aber trocken. Dies konnte aber die Laune
der gegenüber Samstag etwa halbierten Pilgerschar nicht trüben. Das zeigte sich insbe-
sondere noch einmal in der Schlussandacht in St. Georg. Große Heiterkeit entfachten
dort die ersten Worte der geistlichen Leiterin: „Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Ich frage
mich am Montagmorgen immer: Was tust du dir an?“ Dann nahmen die Danksagungen
wie meistens beinahe kein Ende, bevor sie mit dem umjubelten Dank an Anja Daut für
die geistliche Leitung dann schließlich doch irgendwann abebbten. Sie hat Maßstäbe
gesetzt, die die Aufgabe für die nächsten geistlichen Leiter, ob männlich oder weiblich,
sehr schwer machen werden.