Zum 290. Mal fand die Fußprozession von Bocholt in die Marienstadt statt
Bei der 290. Fußprozession von Bocholt nach Kevelaer ist die Route geändert worden, um nicht an der B67 entlang zu laufen. Dafür nahm die Gruppe sogar einen Umweg in Kauf. Unter dem Motto „Habt Vertrauen – ich bin es“ fand die 290. Fußprozession Bocholt – Kevelaer statt. Etwa 450 Teilnehmer machten sich am frühen Samstagmorgen auf den Weg, nachdem sie an der Georgskirche ihr Gepäck abgegeben hatten. Dieses wurde durch Begleitfahrzeuge transportiert. Die erste Etappe führte nach Rees, wo im Ortsteil Empel eine Pause eingelegt wurde, bevor es weiter in den Xantener Wallfahrtsort Marienbaum ging. Hier wurde nach einem Gebet in der Kirche „St. Mariä Himmelfahrt“ im Wallfahrtsheim zu Mittag gegessen.
Eine neue Einkehrmöglichkeit musste gefunden werden
„Noch bis zum letzten Jahr geschah das in der mittlerweile geschlossenen Gaststätte Hennemann“, erinnerte sich der erste Vorsitzende der Fußprozession, Alfons Schmeink. In diesem Jahr hat das Wallfahrtsteam des Dorfes die Versorgung übernommen. „Das Essen, eine Gulaschsuppe, stammt vom Marienbaumer Imbiss“, so Regina Koppers vom Wallfahrtsteam, „während die Pfarrgemeinde für die Getränke sorgte“. Ludger Mertens, Schriftführer der Fußprozession, war froh, diesen Ersatz gefunden zu haben. „Eine der Hauptaufgaben bei der Organisation“, so der 66-Jährige, „besteht darin, für Verpflegung zu sorgen“. Aber auch auszukundschaften, wo Toiletten vorhanden sind. Das sei allerdings nicht die einzige Herausforderung, versicherte Schmeink. Hin und wieder werde auch die Route geändert, um es den Pilgern angenehmer zu machen. Dies gestalte sich aufgrund der unterschiedlichen Zuständigkeiten nicht einfach und man habe es mit den einzelnen Kommunen, der Polizei und den Besitzern privater Grundstücke zu tun.
Route wurde um etwa 400 Meter verlängert
Am Samstag sei die Route um etwa 400 Meter verlängert worden, vom Isselburger Ortsteil Heelden bis nach Rees-Empel. „Dafür“, so Mertens, „müssen wir nicht mehr an der B67 entlanglaufen und auf den Autoverkehr Rücksicht nehmen“. Da nehme man den Umweg gerne in Kauf. Von Marienbaum ging es weiter durch den Uedemer Hochwald über Uedemerbruch nach Winnekendonk zur letzten Rast auf den Schulhof der Grundschule. Von hier aus waren es nur noch wenige Kilometer in den Wallfahrtsort Kevelaer.
Demut und Dankbarkeit zeigen
Bei der Wallfahrt gehe es darum, Demut und Dankbarkeit für die positiven Ereignisse im Leben eines jeden zu zeigen aber auch Hoffnung in schwierigen Situationen, bei Krankheit von Freunden und Familienangehörigen aber auch für das Leiden fremder Menschen zum Ausdruck zu bringen. Auch die Hoffnung auf Frieden spiele in der heutigen Zeit eine sehr große Rolle.
Der Einmarsch in Kevelaer gegen 20 Uhr war, wie immer, eine hochemotionale Sache. „Das ist ein unbeschreibliches Gefühl. Mit einem Mal fallen alle Anspannungen ab“, so Schmeink, „man ist am Ziel, für das man den weiten Weg auf sich genommen hat“. Vergessen seien Blasen an den Füßen, Hunger, Durst und Erschöpfung. Schon allein für dieses Gefühl habe sich der weite Weg, für den einige vorher trainiert hätten, gelohnt. So zeigte sich bei vielen die eine oder andere Träne, als sie endlich den Kapellenplatz erreichten.
13-Jährige nimmt zum ersten Mal teil
Die 13-jährige Martha Evers hatte zum ersten Mal teilgenommen. Blasen hatte sie keine an den Füßen und insgesamt gefiel ihr die Prozession sehr gut. Ihre Mutter Elisabeth war bereits einige Male dabei. „Das erste Mal“, resümierte die 52-Jährige, „habe ich mit 16 Jahren teilgenommen“. Nach einer längeren Pause mache sie seit fünf Jahren wieder mit. Etwa die Hälfte der Pilger übernachtete in der Marienstadt und legt am Montag den Rückweg zu Fuß zurück.
Ein Pilgerehepaar ist, um an der Prozession teilzunehmen, extra aus Weingarten, bei Karlsruhe angereist
Zu ihnen gehört auch Georg Busch, der aus Bocholt stammt, jedoch in den Neunzigern aus Liebe zu seiner späteren Frau Claudia nach Weingarten gezogen ist. Er hat schon immer an der Wallfahrt teilgenommen und heute tut seine Frau dies ebenfalls als Betreuerin.
Die beiden sind am Freitag extra angereist und fahren am Montagabend wieder nach Hause. Vorher marschiert Georg allerdings wieder mit der Gruppe zurück nach Bocholt. „Man fragt sich, warum man sich das antut“, so Claudia Busch, „wenn man allerdings Kevelaer erreicht und diesen emotionalen Moment erlebt, steht bereits fest, dass man auch im nächsten Jahr wieder dabei ist“.
Alles lief harmonisch ab. „Ein paar Fußkranke sind immer dabei“, so Mertens, „aber ankommen wollen alle“. Zusammen mit Alfons Schmeink dankte er den „Kevelaer Sanis“, einer Gruppe aus Sanitätern verschiedener Organisationen, die bei der Fußwallfahrt mitmarschieren, den Sponsoren, wie Stadtsparkasse Bocholt, Volksbank Bocholt und vielen anderen.
Autor: Randolf Vastmans
Quelle: BBV vom 27.08.2023