Chronik 2005

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272. Fußprozession Bocholt-Kevelaer

Der Stabwechsel ist voll und ganz geglückt. Die erste Wallfahrt unter Führung unseres neuen Vorsitzenden Bernd te Uhle und gleichzeitig die erste Wallfahrt mit dem neuen Pilgerheft fügte sich problemlos in die Reihe der vielen gelungenen Fußprozessionen von Bocholt nach Kevelaer ein.
Die Wallfahrt stand unter dem Leitwort des Weltjugendtages, der kurz zuvor in Köln stattgefunden hatte: „Wir sind gekommen, IHN anzubeten.“
Unser diesjähriger geistlicher Leiter, Pfarrer Dieter Hogenkamp von der Pfarrei St, Norbert, hatte dieses Leitthema ausgesucht. Neben ihm nahm auch unser Regionalbischof Prof. Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst anlässlich des diesjährigen Bistumsjubiläum an unserer Wallfahrt teil.
Wie üblich war bereits die Bußandacht am Mittwoch vor der Wallfahrt gut besucht, bei der Pilgermesse am Freitag kamen dann aber schon fast weihnachtliche Gefühle auf, denn so voll ist die Georgskirche sonst eigentlich nur an den Weihnachtstagen.
Während unser geistlicher Leiter die Messe zelebrierte und auch predigte, erteilte der Weihbischof den Reisesegen. Die musikalische Gestaltung übernahm der „Junge Chor“ der Pfarrei St. Georg.
Nachdem der Sommer 2005 weitestgehend durch Abwesenheit geglänzt hatte und noch in den Tagen vor der Wallfahrt zeitweise sintflutartiger Regen vom Himmel fiel, besserte sich das Wetter pünktlich zu unserem Wallfahrtswochenende. Am Samstag herrschte ideales Pilgerwetter, die Temperaturen pendelten sich bei etwas über 20 ° Celsius ein und die Sonne ließ sich zwi-schenzeitlich immer nur so lange blicken, dass sie nicht zu lästig wurde. Dazu war es fast windstill.
Ob es an diesem idealen Pilgerwetter lag oder welche Gründe es sonst gab, lässt sich schwer sagen, Tatsache ist jedenfalls, dass sich schon beim Aus-zug aus Bocholt erkennen ließ, dass in diesem Jahr die Pilgerzahl der Vorjahre klar übertroffen wurde und somit am Samstag weit über 1.000 Pilger mit uns nach Kevelaer unterwegs waren. Abgesehen davon, dass der Rheindamm wegen Reparaturarbeiten in diesem Jahr nicht als Pilgerstrecke zur Verfügung stand (und auch im nächsten Jahr nicht zur Verfügung stehen wird), wodurch wir zu einigen hundert Metern Umweg gezwungen waren, gab es unterwegs keine Besonderheiten. Die Pfadfinder aus der Pfarrei St. Norbert boten wie schon seit mehreren Jahren unterwegs wieder an drei Stellen Getränke an. Sie hatten hierfür ausreichend Helfer gefunden, obwohl eine größere Truppe von ihnen sich in diesem Jahr erstmals selbst zu Fuß mit auf den Weg gemacht hatte.
Unser Weihbischof fühlte sich als Pilger unter Pilgern sichtlich wohl und bedauerte es daher, dass er in Vertretung unseres verhinderten Diözesanbischofs Reinhard Lettmann am Samstag Nachmittag einen Termin in Ahlen wahrnehmen musste, so dass er uns am Samstag nur bis Marienbaum begleiten konnte. Aber auch ohne den bischöflichen Beistand zog die Prozession pünktlich mit dem altbekannten Lied „Viel Deiner Schäflein“ in Kevelaer ein, wo Domkapitular Richard Schulte-Staade es sich nicht nehmen ließ, die Bocholter Pilger zu begrüßen.
Der Sonntag brachte bei sonnigem Wetter das übliche Programm, an dem auch wieder die Pilger der „Senioren- und Behindertenwallfahrt“ des Malteser Hilfsdienstes Bocholt teilnahmen. In der Pilgermesse um 8.30 Uhr, welche musikalisch vom Kirchenchor St. Norbert gestaltet wurde, hielt unser Regionalbischof Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst die Predigt. Da die Pilgermesse bis nach 10.00 Uhr dauerte, konnten sich die Pilger fast schon im Anschluss an die Messe auf den für 10.30 Uhr angesetzten Kreuzweg machen. Die traditionell beim Kreuzweg gehaltene Kollekte brachte einen Betrag von 848 € für die „Unterbringung und Betreuung sozialschwacher Jugendlicher im Kolping Wohnheim in Bocholt“ ein. Wohl dadurch bedingt, dass der August in diesem Jahr nur vier Wochenenden hatte, überschnitten sich dann die Termine einiger Wallfahrten, wodurch wir zum Ende des Kreuzweges mit drei verschiedenen Wallfahrtsgruppen auf dem Kapellenplatz zusammentrafen, wobei wir, da die anderen Gruppen jeweils mit Blaskapellenbegleitung unterwegs waren, nicht in der Lage waren, unseren Kreuzweg in der gewohnt ruhigen und eher meditativen Form zu beenden. Zusätzlich war sogar noch eine vierte Gruppe im Forum Pax Christi in unmittelbarer Nähe des Kapellenplatzes.
Der Nachmittag stand dann nach der wohlverdienten Mittagsruhe im Zeichen der Pilgerandacht. Dabei gab es so viele Jubilare zu ehren, dass bei der Ehrung zwei Gruppen gebildet werden mussten. Es gab 14 Silberjubilare (unter ihnen auch Vorstandsmitglied Stephan Heynst) und mit Anni Opladen, Franz-Josef Bröcker, Josef Terwege und den Sanitätern Paul Niedecker und Paul Nieuwenhuis fünf Goldjubilare. Ein ganz besonderes Jubiläum feierte die Familie Tielkes, die sich seit 150 Jahren mit ihrem Begleitwagen in den Dienst der Wallfahrt stellt.
Zum Ende der Lichterprozession bildete das Lied „in dieser Nacht“ vor der Gnadenkapelle den gewohnt würdigen Abschluss eines gelungenen Wallfahrttages.
Der Montag begann wie in jedem Jahr mit der Pilgermesse um 5.00 Uhr in der Basilika. Extra nur zu dieser Pilgermesse war unser langjähriger Mitpilger Pastor Theo Wehren aus Barlo nach Kevelaer gefahren, um wenigstens etwas an der Wallfahrt mitgemacht zu haben. Mit dem Abschied vom Gnadenbild um 6.30 Uhr begann dann auch der Abschied von Kevelaer. Bei sonnigem - im Laufe des Tages mit Temperaturen über 25 ° C fast schon zu warmen – Wetter ging es zurück nach Bocholt. An diesem Tage zeigte es sich, dass unsere Pilger sich anscheinend blind auf uns verlassen und, wenn sie den Blickkontakt verloren haben, teilweise schon fast verlassen sind.
In Winnekendonck musste nämlich eine Pilgerin dringendst den beim Frühstück genossenen Kaffee wieder loswerden und verlor dadurch den direkten Anschluss an die Wallfahrt. Am Ortsausgang verpasste sie dann den Abzweig über den Binnenweg in Richtung Wegekreuz und folgte weiterhin der Straße. Als ihr die Gegend dann irgendwann doch allzu fremd vorkam, zeigte sich, dass die Errungenschaften der Technik tatsächlich manchmal auch echte Vorteile haben. Sie erreichte nämlich über Handy eine Mitpilgerin, die veranlassen konnte, dass unser Vorstandswagen sie wieder auflesen und in den Schoß der Prozession zurückführen konnte.
Diesem Vorbild schien dann in Niedermörmter auch noch ein langjähriger Pilger nacheifern zu wollen, der - ganz in Gedanken - den Abzweig zum Binnenweg Richtung Rheinbrücke übersah und der Straße weiter folgte. Hier reichte dann aber bereits ein kurzer Zuruf aus dem Vorstandswagen.
Ohne weitere Zwischenfälle ging dann die Wallfahrt ihrem Ende entgegen, wobei Weihbischof Prof. Dr. Franz-Peter Tebartz-van Elst seiner Begeisterung Worte verlieh, indem er versprach, nicht zum letzten Male an unserer Wallfahrt teilgenommen zu haben.
Wie anfangs bereits erwähnt, wurden in diesem Jahr erstmals unsere voll-ständig überarbeiteten Pilgerhefte benutzt. Die Resonanz hierauf war durchweg positiv, zumal wir erstmals auch Hintergrundinformationen zur Geschichte der Wallfahrt und der besuchten Wallfahrtsorte in das Heft aufgenommen haben. Dank großzügiger Unterstützung durch die Stadtsparkasse und die Volksbank Bocholt sind wir in der Lage die Hefte den Pilgern sehr günstig anzubieten, so dass niemand gezwungen war, aus finanziellen Gründen bei seinem alten Pilgerheft zu bleiben. Bei dem einen oder anderen Pilger muss es dann aber andere Gründe wie nostalgische Gefühle o.ä. gegeben haben; jedenfalls waren auch noch einige Pilgerhefte im Gebrauch, die man nach rein optischen Gesichtspunkten als Vorkriegsmodelle hätte einstufen können.