BBV vom 30. August 2022

Eine besondere Atmosphäre bei der Bocholter Wallfahrt

Vorstand der Fußpilger zieht positives Fazit

 
Dienstag, 30. August 2022 - 17:35 Uhr

von Sebastian Renzel

 

Bocholt - Seit Montagabend sind die Pilger der Fußwallfahrt zurück in Bocholt. Zwar liefen im Vergleich zu den Vorjahren deutlich weniger Bocholter mit, die Stimmung war aber hervorragend. Viele Pilger und Begleiter wurden geehrt.

© Fußpilger Bocholt - Bernard Kornek

 
Eine besondere Atmosphäre bei der Bocholter Wallfahrt
 

Zahlreiche Pilger und Begleiter wurden im Rahmen der Wallfahrt geehrt oder verabschiedet. Johannes Nelskamp (9.v.l.) ist zum 50. Mal dabei gewesen, Florian Loskamp offiziell in den Vorstand aufgenommen worden.

Es war zwar kein Jahr der Rekorde – mit rund 500 Pilgern lag die diesjährige Fußwallfahrt im Vergleich zu den vorangegangenen Jahren sogar unter dem Durchschnitt – doch die Stimmung am Samstag auf dem Weg nach Kevelaer und am Montag auf dem Weg zurück war hervorragend, sagt der Vorstand der Fußprozession um den Vorsitzenden Alfons Schmeink. Sie zogen am Dienstag ein positives Fazit.

Etwa 200 Pilger machten sich am Montag in aller Frühe auf die Beine. Nach der Pilgermesse in der Basilika um 5 Uhr ging es wieder Richtung Bocholt. Wie schon auf dem Hinweg, herrschten auch auf dem Rückweg „optimale Pilgerbedingungen“, sagt Schmeink. Weil deutlich weniger Pilger unterwegs waren, entschied sich der Vorstand erstmals dafür, dass die Gruppe nicht wie sonst üblich getrennt wird, sondern dass alle gemeinsam zurücklaufen. „Es hätte bei der Größe einfach keinen Sinn gemacht“, so Schmeink. Viele Pilger hätten allerdings gesagt, dass gerade durch die relativ kleine Gruppe eine besondere Atmosphäre entstanden sei. „Wichtig ist uns, dass die, die dabei sind, sich wohlfühlen“, sagt der zweite Vorsitzende Klaus Borgers.

 

© Sebastian Renzel

 
Eine besondere Atmosphäre bei der Bocholter Wallfahrt
 

Pfarrer Andreas Hagemann (2. von links) nimmt den Scheck von Klaus Borgers (von links), Alfons Schmeink, Ludger Mertens und Peter Mertens vom Vorstand der Fußpilger entgegen.

 

„Es ist mit Sicherheit eine gewisse Entwicklung erkennbar“, sagt Schriftführer Ludger Mertens im Hinblick auf die gesunkene Teilnehmerzahl. Allerdings habe es über die Jahre immer Schwankungen gegeben. In den 70er-Jahren seien es im Schnitt 350 Pilger gewesen. 1983 zum Jubiläum waren es etwa 1200 und auch rund um das Jubiläum im Jahr 2008 war die Zahl immer vierstellig. „Vielleicht haben einige ältere Teilnehmer die Corona-Pause auch zum Anlass genommen, zu sagen: ‚Ich hör’ auf.‘“, so Schmeink. Jetzt sei es wichtig, neue Keimzellen zu bilden. „Der Nachwuchs kommt in vielen Fällen nicht durch die Familien, sondern durch die Jugendarbeit“, so Klaus Borgers. Es habe zum Beispiel schon erste Gespräche mit den Messdienern gegeben, die im kommenden Jahr auch mitlaufen wollen.

Änderungswünschen steht der Vorstand der Fußpilger aufgeschlossen gegenüber. „Einige Pilger haben gefragt, ob man nicht einen Bus organisieren kann, der die Pilger am Samstagabend zurück nach Bocholt bringt und montags wieder nach Kevelaer“, sagt Schmeink. Darüber denke man nun nach. Das würde die Problematik mit den Übernachtungsmöglichkeiten vor Ort vielleicht auch etwas abmildern. Denn in den vergangenen Jahren haben einige Hotels in Kevelaer geschlossen, was die Zimmersuche deutlich erschwert.

Die Pilgersammlung brachte in diesem Jahr eine Spende in Höhe von 1011,15 Euro ein. Das Geld kommt der Gruppe „Helfende Hände“ von St. Josef zugute. „Da das Motto der Wallfahrt in diesem Jahr ‚Frieden‘ war, haben wir eine Organisation gesucht, die sich um Kriegsflüchtlinge kümmert“, erklärt Schmeink. Die ehrenamtlichen Helfer bieten kleine Hilfeleistungen im Alltag an, sagt Pfarrer Andreas Hagemann. „Sie helfen beim Entrümpeln, beim Einkaufen oder hängen mal ein Regal auf. Sie bieten einfach eine Unterstützung im Alltag.“ Im Hinblick auf die Flüchtlinge geht es derzeit oftmals um eine Starthilfe. Praktische Dinge wie ein Stuhl, ein Tisch oder Farbe für die Wände gilt es zu besorgen.

Der Termin für die nächste Wallfahrt steht bereits. Sie findet vom 26. bis zum 28. August 2023 statt.

Ehrungen und Verabschiedungen

In Kevelaer standen einige Ehrungen auf dem Programm. Johannes Nelskamp pilgert seit 50 Jahren mit. Bernhard Meiring und Theo Schmeinck engagieren sich seit 60 Jahren im Vorstand der Fußpilger. Seit 25 Jahren ist Benedikt Meiring dabei. Geehrt wurde auch die Familie Schwanekamp, die seit 100 Jahren als Wagenbegleiter dabei ist (das BBV berichtete). Familie Engenhorst ist seit 50 Jahren dabei. Als Begleiter verabschiedet wurde Familie Tielkes. Sie war seit 164 Jahren dabei. Ebenfalls verabschiedet wurden Klaus Enck und Alfons Lamers als Fahrzeugführer.

Quelle: BBV-net

 

 

BBV vom 29. August 2022

Fußpilger ziehen in Bocholt ein

Wallfahrt nach Kevelaer

Montag, 29. August 2022 - 20:19 Uhr

von Stefanie Himmelberg

Bocholt - Die Fußpilger sind am Montagabend von ihrer Wallfahrt nach Kevelaer zurückgekehrt.

© Sven Betz

Fußpilger ziehen in Bocholt ein
 

Abgekämpft, aber glücklich zogen sie von Familien und Freunden erwartet in die St.-Georg-Kirche ein. Begonnen hatte ihr Tag bereits um 5 Uhr mit der Pilgermesse in der Basilika; anschließend hieß es Abschied nehmen am Gnadenbild.

 

Quelle: BBV-net

Autor: Stefanie Himmelberg

 

 

BBV vom 28. August 2022

Nach Corona-Pause: Bocholter Fußpilger ziehen in Kevelaer ein

500 Gläubige sind mitgelaufen – weniger als vor der Pandemie

Sonntag, 28. August 2022 - 13:06 Uhr

von Stefanie Himmelberg

Bocholt - Bocholts Fußpilger feiern ihr Comeback. Rund 500 Gläubige liefen am Samstag nach Kevelaer. Das waren zwar deutlich weniger als vor Corona. Alfons Schmeink, Vorsitzender der Fußprozession, war dennoch „top-zufrieden“.

© Rolf Himmelberg

Nach Corona-Pause: Bocholter Fußpilger ziehen in Kevelaer ein
 

Nach rund 50 Kilometern Fußweg ziehen die Fußpilger am Abend in Kevelaer ein. Immer voran: das Kreuz.

Die Atmosphäre auf dem Hinweg sei sehr schön gewesen, die Teilnehmer begeistert und voller Überzeugung bei der Sache. Am Montagabend kehren die Pilger nach Bocholt zurück; der feierliche Einzug in St. Georg ist für 20 Uhr geplant.

Dass sich diesmal eine kleinere Gruppe auf den Weg machen würde, zeichnete sich schon beim Auszug aus Bocholt am frühen Samstagmorgen ab. Im Laufe des Tages kamen zwar noch einige Pilger dazu, insgesamt gesehen blieb ihre Zahl jedoch unter denen der Vor-Corona-Jahre. Damit reiht sich die Bocholter Fußprozession in die Wallfahrten ein, die beim Re-Start, wie Schmeink es nennt, mit einer kleineren Gruppe unterwegs sind. An der Qualität der Wallfahrt ändert dies nichts. Vielen Pilgern ist es ein Herzensanliegen, mit ihren ganz persönlichen Anliegen nach Kevelaer zu laufen – allen Anstrengungen auf der mehr als 50 Kilometer langen Strecke zum Trotz.

Sonne und Wolken im Wechsel sowie Temperaturen etwas über der 20-Grad-Grenze verhießen bestes Laufwetter. „Die Organisation hat hervorragend geklappt“, sagte Alfons Schmeink. Das Zusammenspiel mit Polizei und DRK funktionierte reibungslos. Besondere Einsätze hatten die Helfer nicht. Unterwegs und am Abend verarzteten die Sanitäter wie üblich einige Blasen. Bei der abschließenden Andacht hatten einige Pilger mit Kreislaufproblemen zu kämpfen.

„Wir gehen zusammen, wir gehen für alle“, sagte Dr. Wilfried Hagemann, geistlicher Leiter der Wallfahrt, in der Pilgermesse am Freitag. Er nannte es „einen Schatz“, wenn die Tradition des Pilgerns in vielen Familien über Generationen hinweg gelebt werde. Nach dem Gottesdienst ließ er kleine Friedenstauben-Anhänger verteilen – Symbole des aktuellen Mottos; die 289. Bocholter Fußwallfahrt steht im Zeichen des Friedens. Mittendrin waren auch die Pfarrer der Bocholter Pfarreien, Matthias Hembrock, Rafael van Straelen und Andreas Hagemann; alle drei hatten sich in die Pilgergruppe eingereiht.

Gänsehautmomente gab es einige auf dem Weg nach Kevelaer. An der früheren Volksbankfiliale in Werth verschenkten Bernd Kleine-Rüschkamp und sein Team 1000 Äpfel an die Pilger – so wie sie es seit mehr als 20 Jahren tun. Die Fußprozession sei „so eine tolle Sache“ mit so vielen engagierten Menschen, da wolle man ein wenig zurückgeben, hieß es. Am Ponyhof Leitung lagen erstmals kartonweise hart gekochte „Eier to go“ griffbereit zum Mitnehmen. Kistenweise Mineralwasser und Sprudel sowie Müsli- und Schokoriegel hielten wie immer die Pfadfinder von St. Norbert an drei Stationen am Wegesrand bereit – für Hanna Kleinmann „eine der schönsten Aktionen des Jahres“. Dass viele Privatleute ihre Türen öffneten und WCs zur Verfügung stellten, freute vor allem die Frauen.

Am Sonntag stehen in Kevelaer die Pilgermesse, der Kreuzweg, die Jubilarehrungen und die Lichterprozession auf dem Programm. Am Montagmorgen werden wieder die Laufschuhe geschnürt: In aller Frühe geht es zu Fuß zurück zur nach Bocholt.

Quelle: BBv-net
Autor: Stefanie Himmelberg

 

 

BBV vom 23. August 2022

Seit etlichen Jahrzehnten mit dem Trecker für die Wallfahrt unterwegs

Die Familien Schwanekamp und Engenhorst transportieren Pilger, Gepäck und Sanitäter

Bocholt - Wenn die Fußpilger nach Kevelaer laufen, fahren die Familien Schwanekamp und Engenhorst mit. Sie transportieren Pilger, Gepäck und Sanitäter und begleiten die Wallfahrt seit etlichen Jahrzehnten.

© Stefanie Himmelberg

Seit etlichen Jahrzehnten mit dem Trecker für die Wallfahrt unterwegs
 

Der Termin ist reserviert: Am vierten Wochenende im August geht es nach Kevelaer. Leo (links) und Matthias Engenhorst sowie Katharina Schwanekamp und ihre Söhne Norbert (am Lenkrad) und Herbert sind mit viel Herzblut dabei, um die Pilger zu begleiten.

Sie transportieren müde Pilger, Sanitäter im Einsatz und massenweise Gepäck – die Fahrer der Begleitwagen der Bocholter Fußpilger. Wenn sich die Prozession am kommenden Samstag in Richtung Kevelaer in Bewegung setzt, ist das für die Familien Schwanekamp und Engenhorst eine besondere Wallfahrt: Schwanekamps fahren seit 100 Jahren mit, Engenhorsts seit 50 Jahren. So viel Einsatz und Engagement war den Verantwortlichen der Fußpilger um Alfons Schmeink ein extra Dankeschön wert: Sie ließen für jeden Wagen zwei große Schilder mit der Aufschrift „100 Jahre im Dienst der Wallfahrt“ beziehungsweise „50 Jahre im Dienst der Wallfahrt“ und einer Abbildung des Kevelaerer Gnadenbildes anfertigen und montierten sie beim jüngsten Vorstandstreffen mit den Ordnern. Für ihre langjährigen Verdienste ausgezeichnet werden die beiden Familien außerdem im Rahmen der Jubilarehrung am Sonntag in der Basilika in Kevelaer.

Landwirtschaft gibt es auf dem Hof Schwanekamp schon seit 1979 nicht mehr. Den alten Trecker Jahrgang 1963 und den offenen Gummiwagen, der nur am Kevelaer-Wochenende ein Verdeck bekommt, geben Katharina Schwanekamp (83) und die Söhne Norbert (57) und Herbert (56) aber nicht her. Einmal im Jahr geht der grüne Deutz D25 mit dem luftgekühlten Dieselmotor auf große Fahrt in den niederrheinischen Wallfahrtsort und wieder zurück. Maximal 20 Stundenkilometer schafft der Oldtimer. Auf dem Weg nach Kevelaer ist er mit etwa sechs km/h unterwegs. Schritttempo ist angesagt, das Gespann fährt die meiste Zeit kurz hinter den Pilgern. Immer hinter der zweiten Gruppe. „Da läuft die Prominenz“, flachst einer aus der Runde.

Katharina Schwanekamps Schwiegervater spannte erstmals im Sommer 1922 an, um Gepäck und Leute nach Kevelaer zu fahren. Das Pferd in Rees für die kurze Fahrt ans andere Rheinufer auf die Ponte zu bekommen, war nicht immer einfach, erinnert sich Katharina Schwanekamp und, dass die Männer anfangs noch im Pferdestall ihr Nachtquartier in Kevelaer aufschlugen. Die Rheinbrücke in Rees wurde 1967 fertig. Ein Jahr später liefen die Pilger erstmals über die Brücke, statt die Fähre zu nehmen. Kaltblüter Max hatte zu der Zeit schon ausgedient. Nachdem er sich einmal am Fluss mächtig die Hufe vertreten hatte, wurde er 1964 durch besagten Trecker ersetzt.

Ein Dach hat der Deutz nicht, und er bekommt auch keins. Bei Regen müsse man am Lenkrad eben eine Regenjacke überziehen, sagt Norbert Schwanekamp und schmunzelt: „Wir müssen auch ein bisschen leiden.“ Dass er vor Jahren einen Sani am Pausenort vergessen hat und ohne ihn losgefahren ist, ist eine andere Geschichte. Dass er die Begebenheit jeden Sommer genüsslich aufs Brot geschmiert bekommt, eine weitere. Überhaupt wird viel gelacht: Nach Kevelaer pilgern, das ist viel mehr als Rosenkranz beten und Marienlieder singen. Die Mischung aus Miteinander, Glauben und sportlicher Herausforderung begeistert stets aufs Neue.

„Das ist aber nichts Christliches“, antwortet Leo Engenhorst (69) auf die Frage, was ihm in 50 Jahren Kevelaer-Wallfahrt in Erinnerung geblieben ist. Amüsiert erzählt er von dem Bekannten, der nach getanem Pilgermarsch in der Disco in Kevelaer mit den Mädchen aus dem Dorf anbandelte. Und von dem Nachbarn, der immer in seinen Holzklumpen lief und in der Pause drei Schnäpse bestellte: „einen für oben und zwei für unten“. Den ersten trank er, die anderen beiden kippte er in die Klotschen, um besser laufen zu können. Ob das funktioniert hat, ist nicht bekannt.

Als 14-Jähriger lief Leo Engenhorst erstmals an der Seite seines Vaters mit. 1972 übernahm dieser den Transportdienst mit Trecker und Wagen. Seinen Vater am Steuer zu vertreten, habe ihm anfangs gar nicht gepasst, sagt Leo Engenhorst. Die ganze Zeit auf dem Trecker sitzen, das sei so gar nicht sein Ding gewesen. Der junge Leo wollte lieber laufen – so wie die meisten in seiner Familie. Am liebsten auch montags zurück nach Bocholt, sagt sein Sohn Matthias (39). „Dann hatte man immer einen guten Grund, nicht zur Schule zu gehen.“

Mal hatte der Trecker einen Platten, mal fingen die Bremsen zwischen Marienbaum und Uedemerbruch an zu qualmen. Die Bremsen kühlte Engenhorst mit Mineralwasser. Hilfe bekam er von den Pilgern; einer war Landmaschinentechniker und half beim Reparieren. Bis alles wieder funktionierte, „waren die anderen schon fast in Kevelaer“.

Taschen ab 6 Uhr abgeben

Rucksäcke und Taschen können am Wallfahrtssamstag ab 6 Uhr bei den insgesamt fünf Begleitwagen an der Georgskirche abgegeben werden. Gepäckstücke, die während des Hinweges nicht benötigt werden, werden mit farbigen Bändern markiert, gesondert nach Kevelaer gebracht und können nach der Ankunft in Kevelaer an den Wagen abgeholt werden.

Quellle: BBV-net
Autor: Stefanie Himmelberg