BBV vom 29.07.2021

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Bocholter Fußwallfahrt erneut abgesagt

Corona macht den Pilgern zum zweiten Mal einen Strich durch die Rechnung

Bocholt. - Vor einigen Wochen sah vieles noch nach einem entspannten Sommer aus. Entsprechung zuversichtlich waren Alfons Schmeink, erster Vorsitzender der Fußprozession Bocholt-Kevelaer, und sein Stellvertreter Klaus Borgers mit Blick auf die Fußwallfahrt am vierten Augustwochenende. Doch mit steigenden Infektionszahlen vertieften sich die Sorgenfalten der Verantwortlichen. Nach der jüngsten Vorstandssitzung steht nun fest: Die traditionsreiche Veranstaltung fällt coronabedingt aus – zum zweiten Mal in Folge. Termin wäre der 21. bis 23. August gewesen.

 

„Hoffentlich geht die Ära Schmeink nicht als Ära der abgesagten Wallfahrten in die Geschichte ein“, sagt Alfons Schmeink (links). In seinem dritten Jahr als Vorsitzender muss er nun neben seinem Stellvertreter Klaus Borgers das zweite Aus der Fußwallfahrt am vierten Augustwochenende verkünden. 

 

Bis Ende Juli hatten sich die Organisatoren die Entscheidung offengehalten und gehofft. Sie wollten abwarten, wie sich die Corona-Lage entwickelt, um zu sehen, was am Ende möglich und machbar ist. Einstimmig habe der Vorstand nun die erneute Absage beschlossen. „Schmerzlich“ sei das, sagt Alfons Schmeink, und, dass man sich die Entscheidung nicht leicht gemacht habe. Laut aktuell geltender Inzidenzstufe 1 dürften sich zwar bis zu 1000 Pilger unter Einhaltung der Abstandsregeln auf den Weg in den niederrheinischen Wallfahrtsort machen. Spätestens an Pausenorten wie Empel und Marienbaum, an denen viele Angehörige und Freunde hinzukommen, um die Pilger zu versorgen oder selber ein Stück des Weges mitzulaufen, wäre die Situation aber zu unübersichtlich geworden.

Viele andere praktische Fragen stellten sich ebenfalls, zum Beispiel zur Arbeit der Sanitäter. Die müssten sämtliche kleineren und größeren Hilfeleistungen aufwendig dokumentieren, was kaum machbar sei. Wie schafft man es, dass sich die einzelnen Pilgergruppen in den Pausenorten nicht begegnen? Schon jetzt dauert der mehr als 50 Kilometer lange Fußmarsch von 6.30 Uhr bis 20 Uhr. Noch weiter ausdehnen könne man den Zeitrahmen kaum, heißt es. Was ist mit dem Toilettenwagen, was mit der Benutzung der WCs in den Lokalen? Der große Saal der Gaststätte Hennemann in Marienbaum, in dem seit jeher etliche Pilger einkehren, ist zudem aktuell geschlossen. Mit anderen Gastronomen müssen nun ebenso Gespräche über die Absage geführt werden wie mit den beteiligten Behörden, der Polizei und der Kreisverwaltung.

So wie die Bocholter, die als eine der größten Gruppen überhaupt bereits seit 1733 zum Gnadenbild pilgern, haben viele andere Pilgerzüge vergleichbarer Größe entschieden. Auch sie hätten erst mal abgewartet und dann doch abgesagt, sagt Borgers. Für kleinere Gruppen sei eine Wallfahrt unter Coronabedingungen gewiss leichter zu organisieren.

„Hoffentlich geht die Ära Schmeink nicht als Ära der abgesagten Wallfahrten in die Geschichte ein“, sagt Schmeink. In seinem dritten Jahr als Vorsitzender musste er nun die zweite Absage verkünden. Nach dem Aus im letzten Jahr hatten sich am vierten Augustwochenende zahlreiche Pilger einzeln oder in kleinen Gruppen auf eigene Faust auf den Weg nach Kevelaer gemacht – zu Fuß, mit dem Fahrrad oder im Auto. Für viele gehört das Pilgern fest in den Jahresablauf; sie wollten deshalb die besonderen Momente des Weges auch im Corona-Jahr nicht missen. Auch eine sehr schöne Erfahrung, sagten sich viele im Nachgang – obwohl sie die große Gemeinschaft der Pilger in ihrer einzigartigen Form natürlich vermissten.

Auch Alfons Schmeink und Klaus Borgers waren mit einigen Mitstreitern unterwegs. Selbst in der kleinen Gruppe habe es „etliche „Gänsehautmomente“ gegeben, sagt Schmeink. Borgers und seine Truppe hatten die Route über Bislich gewählt und das Ziel in Kevelaer nach gut 40 Kilometern schon nachmittags erreicht.

 

BBV Net vom Donnerstag, 29. Juli 2021 - 17:30 Uhr
von Stefanie Himmelberg